Katholische Kirchengemeinde
Sankt Valentin Boos

Zisterzienserinnen in Boos und später in Baindt

Beginen (fromme Frauen, die in Gemeinschaft ein religiöses Leben führen wollten) kamen ursprünglich von Seefeld über Mengen (und ein Teil von Oberweiler) nach Boos. Sie kauften von Ritter Albert von Bittelschieß und seinen beiden Söhnen um 48 Mark in Boz ein Gut mit wohl benachbarter Kirche. Dies geschah unter der Meisterin Tudecha. Die Kaufurkunde wurde in Bingen von Graf Gottfried von Sigmaringen ausgestellt und führt zwei Dutzend Zeugen auf, darunter den Walder Klosterstifter Burkhard, was auf ein bedeutungsvolles Ereignis hinweist. Möglicherweise wurden damit auch politische Absichten verfolgt. Das Kloster stand unter der Paternität Salems, dessen Abt Eberhard von Rohrdorf ein Freund der Staufer war.

Wahrscheinlich übernahm Anna von Frankenhofen nach dem 24.08.1232 in Boos das Amt der Meisterin. Der Salemer Abt Eberhard verhalf den Schwestern wohl zu weiteren Gütern. Um wirtschaftlichen Rückhalt zu gewinnen, erwarben sie Besitz in der Umgebung, u.a. einen Booser Hof vom Petershausener Abt Konrad (1233), vor Juni 1234 in Arnoldsreute bei Zwirkenberg (Zwirtemberg liegt wüst, eine letzte Scheune wurde in den 1960er Jahren bei einer Hauptfeuerwehrprobe der Ebersbacher Feuerwehr zu Übungszwecken niedergebrannt), in Oberatzenberg (1237) und 1238 nahe ihrer Unterkunft.

Die Beginen lebten in Boos vermutlich schon nach den Regeln des Hl. Bernhard von Clairvaux und standen dem Ordensverband von Citeaux nahe.

Am 20.07.1236 nahm Papst Gregor IX. die Frauenzisterze Bohoz mit dem
Großen Zisterzienserprivileg unter seinen Schutz.

In allen päpstlichen Schreiben, so auch 1238, ist von Abtei, Äbtissin, Schwestern oder Nonnen die Rede, und es heißt auch, das Kloster stehe unter dem Schutz Mariens.

Diese Überlieferung wurde vom Gemeinderat der Gemeinde Ebersbach-Musbach bei der Namensgebung des neuen Saales über dem Kindergarten St. Valentin in Boos gewürdigt. Der Saal wurde nach der ersten Äbtissin des späteren Klosters Baindt benannt: Äbtissin-Anna-Saal.

Leider war das Leben für die Schwestern in Boos wohl nicht einfach. Es wird von Verfolgung und Belästigung durch Konrad von Schussenried, Heinrich von Ebenweiler und anderer Nachbarn berichtet. Die Schwestern mussten sich nach einem friedlicheren Ort umsehen. Der Salemer Mönch Bernhard von Weckenstein bat Schenk Konrad von Winterstetten bei einer Begegnung bei Fulgenstadt um Rat. Nach seiner Rückkehr von einem Treffen mit König Konrad wandte er sich den Schwestern in Boos zu und besuchte den Konvent an jenem Adventsonntag, als man in der Kirche im Amt „Gaudete in Domino“ (Freut euch im Herrn) sang (dritter Adventsonntag=Gaudete). Er erkundigte sich über ihre Lebensweise und bot sich als ihr Stifter an. Der Schenk versorgte die Schwestern mit allem Notwendigen und versprach Schutz in allen Widerwärtigkeiten.

Schenk Konrad von Winterstetten stiftete für die Booser Nonnen in Baindt ein Kloster. Er war als Statthalter Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen in Schwaben und Burgund ein sehr einflussreicher Mann und stiftete das Kloster, auch um sich eine würdige Grablege zu sichern. Der Booser Konvent übersiedelte am 28.12.1240 nach Baindt in dieses neue Kloster. Es wird von der Schlüsselübergabe an Äbtissin Anna von Frankenhofen berichtet, die die klösterliche Gemeinschaft „in geistlicher Zucht und Strenge“ zwölf Jahre leitete.


Siegel der Äbtissin Anna von Frankenhofen

Äbtissin Anna verstarb am 12.03.1244 und wurde bei den Zisterziensern wie eine Heilige verehrt.

Die Klostergüter in und um Boos wurden nun von Baindt aus verwaltet. Die Kirche St. Valentin in Boos wurde 1374 dem Kloster Baindt inkorporiert/ dem Ertrag nach einverleibt. Bis zur Säkularisation 1802 dauerte diese Konstellation an. Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Baindter Archiv viele Amtsgeschäfte wie Lehensverträge u.a., die in unserer Gemeinde getätigt wurden, aktenkundig.

   

Pater Ledodegar Walter, als Sohn unserer Kirchengemeinde am 09.01.1883 in Lampertsweiler geboren, hat sich als Zisterziensermönch von der Mehrerau erstmals intensiv mit der Geschichte des Klosters Baindt und seinen Ursprüngen in Boos beschäftigt. Ihm verdanken wir viele Informationen über die frühe Zeit von Boos. Er verstarb 1968 im Kloster Mehrerau.


Quellen:
750 Jahre Kloster Baindt, herausgegeben von Otto Beck
Chronik des Klosters Petershausen, S.98,99
Heinricus-Sacramentar
Zusammengestellt: Rosemarie Stadler